Da ich am Morgen früh um kurz nach fünf erwache, mache ich mich auf um das Hurtigruten-Schiff zu sehen. Gemäss Fahrplan 05:20h Einlaufen Nesna und 05:30h Auslaufen. Doch irgendwas stimmt nicht, entweder habe ich den Fahrplan falsch gelesen oder das Schiff hat massiv Verspätung. In der Annahme, dass das erwartete Schiff gleich aus dem Nebel auftauchen wird, spaziere ich zum Hafen.
Als bis kurz vor sechs immer noch kein Postschiff in Sicht ist, geh ich zurück und lege mich nochmals aufs Ohr. So ein Spaziergang in der frischen Luft tut doch gut ;-)
Statt Bilder vom Postschiff gab's dann welche von Möwen im Zwiegespräch, dem Hafen bei Ebbe, meiner Gilet-Krähe und etwas das wohl auch nur im Norden anzutreffen ist: Auf jedem Steg im Hafen steht eine "Schnee-Hexe" bereit um frisch gefallenem Schnee gleich zu Leibe zu rücken.
Da wir früh reisefertig sind, benützen wir die Gelegenheit bei der Tankstelle im Hafen noch unsern Tank aufzufüllen und bei allen 6 Rädern den Luftdruck zu kontrollieren. Danach reihen wir uns in der zweiten Spur ein und warten auf die Ankunft der Fähre. Pünktlich um 09:20h verlassen wir Nesna. Entgegen der Wetterprognose fahren wir nicht bei strahlendem Sonnenschein sondern unter einer Wolkendecke. Doch man hat den Eindruck, die Sonne setze sich später doch noch durch. Die Ueberfahrt Nesna - Levang dauert nr 25 Minuten.
Zwischen den beiden Fähren-Ueberfahrten gibt es eine Strecke von gut 70 km auf recht gut ausgebauten Strassen zurückzulegen.
Imposant einmal mehr eine schöne Hängebrücke. Garnicht so einfach ein solches Riesending während der Fahrt zu Fotografieren. Direkt anschliessend an die Brücke geht die Strasse in einen geschwungenen Damm über.
Die beiden Camper auf dem Damm begleiten uns den ganzen Tag. Auf der 3. Fähre sind sie nicht dabei, doch am Abend tauchen sie auch wieder auf dem Vennesund-Camping auf.
Schnell kommen wir zur Anlegestelle in Tjøtta, doch nicht schnell genug. Die Fährenfahrpläne sind wohl aufeinander abgestimmt. Wären wir nicht an einer Baustelle aufgehalten worden, hätte es gereicht das Schiff nach Forvik zu erreichen. So sehen wir nur wie die voll beladene Fähre ablegt.
So heisst es also zwei Stunden warten, das Wetter wird immer besser und da wir wissen wann unsere Fähre fährt können wir auch einwenig rumstreifen, Auch hier sieht man neben schön gepflegten Häusern solche die dringend eine Renovation nötig hätten. Oft hat man den Eindruck, dass statt einer Renovation, in der Nähe ein Neubau realisiert wird und das alte Gebäude langsam zerfällt. Kurz vor der Abfahrt kommt eine ganze Gruppe Ford-Mustang-Liebhaber mit ihren herausgeputzten Fahrzeugen. Plätzlich taucht dann unser Schiff auf, aus meinem Blickwinkel bekomme ich nicht viel davon mit.
Bald zeigt sich, dass nicht alle Fahrzeuge im Bauche des Schiffes Platz finden. Eine etwas kleiner Fähre legt gleich neben unserer an und nimmt die restlichen Fahrzeuge auf. Wir haben einen "Bummler" erwischt, hält doch dieses Schiff noch bei zwei kleinen Inseln an. Uns soll's recht sein, wir geniessen jeden Meter der Fahrt. Schon bald ruft uns der Gong und eine Durchsage von der wir kein Wort verstehen, zu den Autos. Das grosse Maul der Fähre geht auf, sie legt an und die Fahrbahn wird runtergeklappt doch weiter geht's nicht. Die ganze grosse Technik hat funktioniert, nur die Schranke lässt sich nicht öffnen. Wir warten im Bauch der Fähre und die draussen in ihren Spuren. Schlussendlich taucht ein Mechaniker auf und nach kurzer Zeit hebt sich die Barriere und wir fahren raus.
Und weiter geht die abwechslungsreiche Fahrt. Bis zur nächsten Fähre sind es nur 17 km. Wir haben knapp eine Stunde Zeit, es sollte also problemlos reichen. Beim Fährhafen angekommen steht aber schon eine Fähre da und nimmt uns gleich auf. Jede Ecke wird gefüllt. Viele Autos müssen trotzdem draussen bleiben und auf die nächste Fähre warten. Dies dauert bei der keurzen Ueberfahrt von nur 20 Minuten aber nicht lange. Die Schiffe fahren nicht mehr nach Fahrplan sondern nonstop. In Horn angekommen, staunen wir nicht schlecht über die langen Reihen Fahrzeuge welche auf die Ueberfahrt warten.
Von Horn fahren wir noch bis Vennesund. Dort haben wir einen Campingplatz ausgemacht der wieder direkt neben der Fähre liegen soll.
Mit Erstaunen nehmen wir den Wechsel bei der Vegetation zur Kenntnis. Plötzlich hat es riesige grüne Wiesen. Viele sind schon gemäht. Offenbar werden hier ausschliesslich Siloballen angefertigt. Wir hätten nie gesehen, dass Heu gemacht würde. Die Siloballen werden ganz fein säuberlich aufgeschichtet. Sauber Arbeit!
In Vennesund glauben wir uns verfahren zu haben, landen wir doch auf den Einreihspuren für die Fähre nach Holm. Dies wollen wir aber erst morgen Morgen benützen. Plötzlich entdecken wir doch noch das Hinweisschild zum Camping. Dieser Platz ist voll im Umbau. Ein neues Sanitärgebäude (dringend nötig!) steht bereits, ist aber noch nicht in Betrieb. Der Platz wird teilweise planiert, grosse Baumaschinen und LKW's stehen noch da.
Wir wählen unser Plätzchen aus; natürlich nahe am Wasser ;-)
Beim Oeffnen des Schäftchen mit dem Brot, Konfitüre und weiteren Süssigkeiten, stelle ich eine klebrige Masse fest :-( beim näheren Hinsehen merken wir, dass das Konfitürenglas ohne Deckel daliegt. Zum Glück beschränkt sich die „Sauerei“ auf das Schränkchen und mein Gilet, welches unterhalb des Schränkchen auf dem Sitzbank lag und das Hinabtropfende auffing. Beides ist schon bald wieder sauber.
Auch hier fahren zwei Fährschiffe fast pausenlos Vennesund - Horn und zurück. Die Schiffe fahren praktisch durch unsern Vorgarten und wir beobachten gerne den Betrieb. Am späten Abend wird es dann ruhig auf dem Wasser und ein Fährschiff liegt, am Quai vertäut, und wartet bis es Morgen wieder losgeht. Auch hier wird uns am späten Abend noch ein schöner Sonnenuntergang geboten.
Ja, hier geht die Sonne wieder "richtig" unter. Wirklich finster wird es natürlich noch nicht, aber schon bald können oder müssen wir wieder sagen: Gute Nacht ;-)