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Tag 69 / Geiranger

 

Wir hoffen fest, dass die Sonne den Nebel und die Wolken noch ganz vertreibt. Der Morgen sieht vielversprechend aus.

Mit meiner Routenplanung hat etwas nicht so ganz gestimmt; ich war der Meinung wir brauchen heute nur auf der Rückreise eine Fähre und zwar diejenige von Stranda nach Liabygd, doch kaum sind wir unterwegs stehen wir schon an einer Verladerampe. Natürlich wir müssen mit der Fähre von Linge nach Eidsdal. Die 10 Minuten Ueberfahrt erspart uns 195 Strassen-km.

Kurz nach Eidsdal beginnt die Adlerroute, eine Strecke mit grossen Steigungen und 11 Haarnadelkurven. Zum Glück sind wir relativ früh unterwegs, schon jetzt gibt es ab und zu Probleme beim Kreuzen mit einem Car, und von denen sind viele unterwegs. Die Strecke ist aber wunderschön und besonders weil die Sonne den Kampf gegen die Wolken gewinnt, ein Genuss. Von vielen Ecken aus ist der berühmteste aller Fjorde bereits zu sehen und die Autos werden an den unmöglichsten Orten abgestellt um ein Foto zu schiessen. Berufschauffeuer welche tagtäglich diese Strecke, oft mehrmals, fahren müssen, brauchen Nerven aus Stahl.

 

Im Dorf Geiranger herrscht ein unglaublicher Rummel, ja eigentlich ein Chaos, Reisecare, Camper, PKW's, Velofahrer und hunderte von Fussgängern kommen sich laufend in die Quere. Wir nehmen gleich Reissaus und fahren weiter rauf zur Djupasshytta ein Pass auf 1038 müM. Auch hier sind viele Haarnadelkurven (20 Stk.) zu überwinden. Die Luftlinie Geiranger Djupasshytta beträgt gerade 7 km, die Strasse hat aber eine Länge von 17 km. Einige Fahrer und Fahrzeuge sind bereits hier überfordert. Von der Passhöhe führt aber dann noch eine mautpflichtige Strasse zur Dalsnibba auf 1476 müM. Ein älterer Camper vor uns schafft es, trotz riesiger Rauchwolke bei jedem Tritt aufs Gaspedal, nicht bis ganz oben und muss auf einer Ausweichstelle umdrehen.

Auf Dalsnibba gibt es eine grosse Aussichtsplattform und der Rundblick ist wirklich super. Nur eben, der Blick runter zum Gejrangerfjord ist die meiste Zeit durch Wolken versperrt. Doch zwischendurch gewähren mir die Wolken ein paar Sekunden Sicht, es reicht gerade um die Fotos zu machen. Danach brodelt schon bald wieder die Suppe und hüllt alles ein. 

 

Nach einiger Zeit machen wir uns wieder auf den Weg runter zum Pass und weiter Richtung Grotli. Schon bald zweigt die Strasse Richtung Stryn hier ab, Wir haben unser Vorhaben, von Geiranger aus eine Rundfahrt auf dem Fjord zu machen, aufgegeben. 

Obwohl dringend davon abgeraten wird, die Strecke als Gespann zu befahren, tun es einige natürlich doch (und dann noch in der Hauptverkehrszeit!). Zeitweise waren eine ganze Reihe Reisecars durch ein Wowagespann blockiert. Wir sind jedenfalls froh "solo" unterwegs zu sein.

 

Die Strasse führt durch viele Tunnel. Unsere heute zurückgelegte Strecke beträgt 232 km (ohne Fähren), davon mehr als 10% in Tunneln!

In Stryn machen wir Kaffeepause, natürlich mit einem feinen Stück Kuchen dazu und das an einem schattigen Plätzchen auf einer Gartenterasse. Danach noch einen kleinen Bummel durchs Oertchen und weiter geht die Fahrt über Grodås nach Hellesylt. Als wir die steile Strasse runter nach Hellesylt fahren, sehen wir die Fähre von Geiranger her einlaufen. Statt weiter Richtung Stordal zu fahren, reihen wir uns hinter den wartenden Fahrzeugen ein. Der Verlad geht schrecklich harzig, Der Einweisposten bekommt eine Info per Funk und dann kann wieder ein Auto zur Fähre fahren. Wir haben den Eindruck, dass es für uns wohl nicht mehr reicht. Doch auch wir und noch ein weiteres Auto können verladen und danach wäre noch Platz für min. 5 PKW. Ob da Platz für reservierte Fahrzeuge (welche dann nicht kamen) freigehalten wurde oder warum das hier so kompliziert abläuft? keine Ahnung, ist auch egal! Wir kommen nun doch noch zu unserer Schifffahrt über den Geirangerfjord!

 

Diese Fahrt ist ein Erlebnis! Obwohl wir mit eine Auto-Fähre unterwegs sind, werden über Lautsprecher Infos (in vielen Sprachen) zu den Sehenswürdigkeiten durchgegeben. Ich verstehe das Meiste natürlich nicht, Elsbeth dolmetscht jedoch das Wichtige für mich.

Von Hellesylt kommend biegt man nach kurzer Zeit in den Geirangerfjord ein. Sehr eindrücklich die hoch aufragenden steilen Felsen. Auf einigen Plateaus erkennt man knapp Gebäude. Diese gehören zu Bauernhöfen. Viele werden aber nicht mehr bewirtschaftet. Bei einem Hof herrscht derart ein spezielles Klima, dass sie jedes Jahr viele Kg Aprikosen ernten können.

Die Möwen fliegen zeitweise ohne einen Flügelschlag parallel mit dem Schiff mit. Bekannt sind ja auch die Wasserfälle. Auf dereinen Seite die 7 Schwestern und auf der andern Seite der Freier. Mit etwas Phantasie erkennt man beim Freier die Form einer Flasche, dies sei weil die 7 Schwestern den Freier abgewiesen hätten, tröstet er sich mit der Flasche.

Was sich alles auf dem Fjord tummelt: Surfbrett, Paddelboot, Ruderboot, rasante Schlauchboote, gemächliche Rundfahrtschiffe bis zu den riesigen Kreuzfahrtschiffen welche im Hafen vor Anker liegen. Zu einem Schiff führt ein schwimmender Steg viele Meter übers Wasser, die beiden andern werden mit Pendelbooten bedient.

Schon sehen wir von der Fähre aus einen Teil der Adlerstrasse welche wir dann gleich nochmals befahren werden. Zum Abschied von diesem schönen Erlebnis werfen wir bei der Einfahrt nach Geiranger nochmals einen Blick zurück in den Fjord.

 

Es ist schon toll wie wir immer dann wenn es drauf an kommt wirklich tolles Wetter haben!!!

Happy fahren wir "heim" auf den Camping Stordal.